Alles nur ein Mausrutscher
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- Erstellt: Donnerstag, 11. Februar 2016 09:50
- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11. Februar 2016 11:03
- Veröffentlicht: Donnerstag, 11. Februar 2016 11:01
- Geschrieben von Clemens Schindler
Über Beatrix von Storch wird momentan viel Häme ausgeschüttet. Auf Facebook hatte die stellvertretende Vorsitzende der AfD die Frage, ob man an der Grenze auch auf Frauen und Kinder schießen dürfe, mit "Ja" beantwortet – nur um später erklären zu können: Sie habe das nicht gewollt und sei lediglich auf der Computermaus abgerutscht. Eine Erklärung, die jetzt in den Medien und sozialen Netzwerken verspottet wird. Vollkommen zu Unrecht: Denn im Grunde weist von Beatrix von Storch auf ein Problem hin, das uns alle angeht.
Wer sich auf Twitter umschaut, Facebook-Kommentare liest oder sich durch Diskussionsforen arbeitet, der kann die Augen nicht länger vor einem Problem verschließen, das in den vergangenen Jahren in Deutschland massiv zugenommen hat und in den Medien totgeschwiegen wird (#Lügenpresse): Immer mehr Deutsche rutschen gnadenlos auf ihrer Computermaus ab. Es ist nicht so, als hätte es keine Anzeichen für dieses mittlerweile um sich greifende Phänomen gegeben. Bereits im Sommer 2014 sagte Moderator Marco Schreyl, er habe auf Twitter ein pornographisches Bild melden wollen und es dabei versehentlich favorisiert. Wären bereits damals die handelsüblichen PC-Mäuse aus dem Verkehr gezogen worden, wäre uns vielleicht einiges erspart geblieben. Zum Beispiel Erika Steinbachs pietätloser Tweet zum Tod von Helmut Schmidt, der anders als durch Abrutschen auf der Maus wirklich nicht zu erklären ist. Wie überhaupt die allzu glatte Mausoberfläche vieles, was unsere Gesellschaft erschüttert hat, plötzlich in neuem Licht erscheinen lässt: Sind die kopierten Passagen in Ex-Minister Guttenbergs Doktorarbeit vielleicht nur hineingerutscht, weil er auf der Maus abrutschte? Hat Uli Hoeneß sein Schwarzgeld durch einen ungeschickten Klick in die Schweiz und vorbei am deutschen Fiskus überwiesen? Und die Texte meines absoluten Lieblings und Bambi Integrationspreisträger Bushido – wahrscheinlich ein großes Missverständnis, genauso wie alles, was Akif Pirincçi schreibt.
Bis zum nächsten mal,
Euer Bademeister